Eine brilliante deutsch-polnische Performance, die berührte und ohne Stereotypen oder Vorurteile zu benutzen, die Zuschauer im vollen Saal zu eigenen Bildern im Kopf anregte.
Auch die Art, mit der sowohl der Begriff „Paskudnik“, wie auch die gesamte Story zweisprachig dargestellt wurde, war genial.
Eigentlich Schade, dass es bisher bei nur 2 Aufführungen blieb.
Einhundert Jahre nach der Volksabstimmung in der Grenzregion Oberschlesien und fünfzig Jahre, nachdem die Familie im Grenzdurchgangslager Friedland in der Bundesrepublik Deutschland ankam, nimmt Tubi Malcharzik das Wort »Paskudnik« zum Ausgangspunkt, um gemeinsam mit einem interdisziplinären Team deutsch-polnische Migrationsgeschichte rückwärts aufzurollen. Durch immersive Soundflächen, Erzählfragmente und Imagination öffnen sie einen queeren und postmigrantischen Erinnerungsraum. Sie laden das Publikum an den Esstisch einer oberschlesischen Familienfeier und auf die Oberfläche einer Dating-App ein, bis diese Orte sich für die Dauer eines Songs verbinden. Anhand von einem roten Samtkleid, Mythen, zu hohen Wangenknochen sowie Songs von t.A.T.u. ↗ und Peter Alexander berührt die Performance Fragen zu Geschlechterrollen und Sexualität sowie deutsch-polnischer Erinnerungskultur und postmigrantischer Realität.
Schwankhalle Bremen
»Paskudnik« ist eine postmigrantische Drag-Persona, die beim Crossing – beim Grenzübertritt zwischen Deutschland und Polen, zwischen Vergangenheit und Zukunft – verloren gegangen ist. »Paskudnik« ist ein Wort, das häufig die Lippen des Großvaters verließ, um das Enkelkind zu rufen. In der Erinnerung bewegt es sich zwischen Esstisch, Fußballmatch, Parasit und Ekel. Eine eindeutige Übersetzung gibt es nicht. Was der Begriff genau bedeutet, bleibt unklar. Mit »Paskudnik« wirft Tubi Malcharzik einen queeren Blick auf die eigene, deutsch-polnische Familiengeschichte und begibt sich auf die Suche nach diesem vertrauten, aber unentschlüsselten Loch im kollektiven Familiengedächtnis.